Katja Loher
LIGHT PLAY IN THE UNIVERSE
An Art and Architecture Project
at Milchbar
11. October 2023 - 3. January 2024
VERLÄNGERT bis zum 8. Januar!
Opening / Tavolata October 10, 2023

MILCHBAR
Kappelergasse 16, 8001 Zurich

 

Pressemitteilung - Architektur der Träume in der Milchbar

Zürich, 9. Oktober 2023 - Leuchtende Planeten aus einem Kaleidoskop von bewegten Farben und Formen erhellen das Deckengewölbe der Milchbar: Die Schweizer Künstlerin Katja Loher verwandelt das bekannte Lokal am Zürcher Paradeplatz mit ihren Video-Skulpturen in ein neues Universum.

Wenn jetzt die dunklen Monate beginnen, erhellt draussen vor der Milchbar eine eigene Milchstrasse das Deckengewölbe. Sechs Planeten in einem Durchmesser von bis zu zwei Metern lassen ein einzigartiges Universum entstehen. Die Installation ist ein Werk der bildenden Künstlerin Katja Loher, die seit über 20 Jahren mit Video-Installationen und Video-Skulpturen und TänzerInnen arbeitet. Dabei lässt sie sich von ökologischen Themen inspirieren und stellt diese in Zusammenhang mit philosophischen Fragen.

Geleitet wird Loher dabei von zwei kleinen, aber für unseren Planeten überaus wichtigen Lebewesen: Bienen und Plankton. «Einstein soll schon 1949 gesagt haben, dass der Mensch nur noch vier Jahre zu leben hat, wenn die Biene mal von der Erde verschwindet», sagt Loher. Denn ohne Bestäubung gibt es keine Pflanzen mehr und die ganze Nahrungskette ist gefährdet. Heute sind verschiedene Bienenarten bedroht und die Populationen rückläufig. Loher hat sich erstmals 2009 künstlerisch mit Bienen auseinandergesetzt: «Sie sind ein Gradmesser für den ökologischen Zustand unserer Erde.»

Was die Bienen für die Erde sind, ist der Plankton für das Ökosystem der Meere. Es ist voller schwebender, mikroskopisch kleiner Lebewesen. Die winzigen Organismen sind für über 50 Prozent der Photosynthese, also der Produktion von Sauerstoff, verantwortlich. Zudem treibt pflanzliches Plankton den marinen Kohlenstoffzyklus an und dient als Nahrung von kleinen Fischen bis hin zu riesigen Meeressäugern. Für ein entsprechendes Kunstprojekt hat Loher 2021 mit den Daten von ETH-Forschern gearbeitet: Sie erstellten Karten der globalen Verteilung des pflanzlichen Planktons in den Weltmeeren. Diese verschiebt sich aufgrund der Erwärmung der Meere in Richtung der Pole.

 
 
 
 

Seit Beginn ihrer künstlerischen Tätigkeit arbeitet Loher mit Tänzerinnen und Tänzern. Sie werden auf einem grünen Boden aus der Vogelperspektive gefilmt und in der Postproduktion vor verschiedenen Hintergründen umgesetzt. Meistens wurde in New York gefilmt, wo Loher seit ihrem Studium an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel die letzten 20 Jahre gelebt und gearbeitet hat. Die beiden letzten Projekte hat sie in Zürich in der ehemaligen Toni Molkerei mit Tänzern aus dem Studiengang für Contemporary Dance gedreht. Zu erkennen sind die Frauen und Männer erst, wer die bewegten Installationen aus der Nähe betrachtet. «Indem ich Menschen in Kostüme von Insekten und mikroskopischen Lebewesen stecke, spiele ich mit den Größenverhältnissen. Diesen viel kleineren, aber so immens wichtigen Lebewesen in die Augen zu schauen, schafft Bewusstsein», sagt Loher.

Dadurch ist auch die Idee mit den Planeten entstanden. «So kann man das grosse Ganze von Aussen betrachten und die Perspektive wechseln.» Ein Planet stellt eine besondere Möglichkeit des Lebens dar, eine unabhängige Umwelt, trotz eines gemeinsamen Ökosystems. Um in das Reich der Träume einzutauchen, schafft Loher synästhetische Umgebungen, in denen Geräusche, Düfte und Bilder harmonieren, um ein multisensorisches Erlebnis zu schaffen. Ihre immersiven Installationen sind das Ergebnis engagierter Teamarbeit mit Videographen, Designern, Schriftstellern, Erfindern, Tänzern, Musikern und Technikern, die unter der inspirierten Anleitung der Künstlerin zusammenarbeiten.

In der Installation verbindet Loher das Video mit der Architektur und Objekten. Die Videos werden auf schwebende Kugeln projiziert, die Katja Loher als Videoplaneten bezeichnet. Oder das Video erscheint in Objekten wie Glas, 3D-Druck oder einem «Objet Trouve» aus der Natur, wie Baumstümpfe, Schwemmholz oder Gesteine oder jetzt der Teil der Wirbelsäule eines Walfisches.

Derzeit lebt und arbeitet Loher in New York, Menorca und Zürich. Im Kunstdepot Altdorf ist derzeit ihre permanente Ausstellung «Miniverse» zu sehen. Die Installation «Lichtspiel im Universum» bei der Milchbar bleibt bis zum 3. Januar bestehen.